Afrika
Entdecken Sie den deutschen Film, der eine neue Perspektive auf den Kolonialismus bietet
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Ein neuer deutscher Film thematisiert die dunkle Geschichte des Völkermords an den Herero und Nama im heutigen Namibia. Regisseur Lars Kraume erzählt der DW, warum es für die Deutschen so wichtig ist, zu erfahren, was damals passiert ist. Vor fast 120 Jahren rebellierten die Herero gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Der deutsche Militärbefehlshaber General Lothar von Trotha schlug den Aufstand brutal nieder und erließ einen berüchtigten „Vernichtungsbefehl“, der zum „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ führte, der in die Geschichtsbücher einging. Mit „Der vermessene Mensch“ drehte der deutsche Regisseur Lars Kraume den ersten deutschen Spielfilm, der sich mit dem Thema auseinandersetzte.
Der Film „Der vermessene Mensch“ thematisiert die dunkle Geschichte des deutschen Völkermords an den Herero und Nama im heutigen Namibia. Regisseur Lars Kraume erzählt der DW, warum es für die Deutschen so wichtig ist, zu erfahren, was damals geschah. Der Film folgt einem jungen deutschen Ethnologen, der auf einer ethnologischen Expedition in die deutsche Kolonie Südwestafrika reist und für das Ethnologische Museum in Berlin Artefakte und Schädel der im Konflikt Getöteten sammelt. Im Verlauf der Handlung entwickelt er sich dann zu einem Antihelden. Der Regisseur erklärt, dass „der Film den moralischen Verfall dieses jungen Ethnologen zeigt, der eigentlich nur von seinem eigenen Erfolg angetrieben wird“.
Alexander Hoffmanns Geschichte ist fiktiv, doch die Ereignisse, die er im Film beobachtet, basieren auf historischen Fakten.
Im Film kommt der Protagonist immer wieder mit realen Schauplätzen der Geschichte in Kontakt, darunter mit der kaiserlichen Volksschau von 1896, dem Vernichtungsbefehl Lothar von Trothas, der Vertreibung der Ovaherero in die Wüste, einem Konzentrationslager auf Shark Island und mit den Missionaren zusammenarbeitenden Deutsche.
„Die Hauptetappen dieser Odyssee basieren auf Fakten. Und um zu diesen bewährten und erforschten Orten zu gelangen, brauchte ich natürlich eine fiktive Biografie. Sie können keine Biografie finden, die genau diesen Weg nachzeichnet. Deshalb ist Hoffmann eine fiktive Figur. Er ist sozusagen ein Beobachter dieser realen Ereignisse“, erklärt Kraume.
Grabschändungen und der Diebstahl von Artefakten im Namen der Wissenschaft seien damals üblich gewesen, so Kraume und bezog sich dabei beispielsweise auf den damaligen stellvertretenden Direktor des Ethnologischen Museums in Berlin, Felix von Luschan, der „ein großer Sammler war“. von Schädeln und verfügte über eine private Schädelsammlung von über 10.000 Stücken“, von denen sich viele noch heute im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz befinden.
Einige Kritiker kritisierten Kraume und sagten, er hätte den Film aus mehreren Perspektiven erzählen und auch die Ansichten der Ovaherero und Nama einbeziehen sollen. Seiner Meinung nach wirkt der Film wie eine postkolonialistische Aufarbeitung, die nur das deutsche Geschichtsbild thematisiert.
Doch Kraume wehrt sich gegen dieses Argument und erklärt, er wolle eine kulturelle Aneignung des Themas vermeiden. Er habe bei den Dreharbeiten eng mit namibischen Behörden und Künstlern zusammengearbeitet, sagt er. Eine Kostümbildnerin gehört zum Stamm der Herero, ebenso wie die Hauptdarstellerin Kezia (die eigentlich nur am Anfang und am Ende des Films auftritt). Allerdings wollte er sich nicht anmaßen, eine heroische Geschichte eines Herero-Anführers zu erzählen. Dadurch tritt das Leid der Herero im Film in den Hintergrund und sie werden zur bloßen Handlungskulisse einer weißen Tätergeschichte.
„Gemessener Wahnsinn“ muss die Wahrheit über die koloniale Vergangenheit Deutschlands sagen
Lars Kraume jedenfalls möchte mit seinem Film die koloniale Vergangenheit Deutschlands thematisieren. „Der Öffentlichkeit sollte bewusst sein, dass wir einst diese große Kolonialmacht waren und auch schreckliche Verbrechen begangen haben“, sagt der Regisseur, der sich in Filmen wie „Der Staat gegen Fritz Bauer“ (2015) mit anderen kontroversen Themen der deutschen Geschichte beschäftigt hat. und „The Room of Silence“ (2018).
Die Leugnung dieser Verbrechen müsse aufhören, sagt Kraume. Das Reparationsabkommen mit Namibia muss endlich zustande kommen; menschliche Überreste, von denen sich noch Tausende in Museen befinden, müssen zurückgegeben werden; und die Diskussion um gestohlene Kunstwerke müsse weitergehen, fügt er hinzu.
Er zeigt seinen Film auch in deutschen Schulen. „Die Studierenden sind wahnsinnig offen und kommentieren alles. Sie sind ehrlich gesagt mein Lieblingspublikum“, sagt Kraume. „Ich habe selbst Kinder im Teenageralter. Natürlich möchte ich nicht, dass sie wie viele Menschen nach Afrika reisen, um Elefanten zu sehen, ohne zu wissen, was unsere wahre Verbindung zu Ländern wie Namibia ist.“
„Der Vermessene Mensch“ läuft in den Kinos in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Deutsch verfasst und angepasst.
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